Hallo Olli und Hans-Dieter,
Danke für Eure Zeilen. Keine Ahnung, ob die alte Blecheisenbahn materiell einen Wert darstellt. Für den Besitzer, der vor vielen Jahren als Kind damit spielte, hat sie auf jeden Fall einen sentimentalen Wert.
Zitat von Schwelleheinz im Beitrag #99
da warst du ja fast bei mir zu Hause
Ja, ich weiss. Ich bin ja immer wieder mal in Basel, also nicht weit von Bad-Säckingen. Ein Onkel von mir wohnte übrigens in Rickenbach, und wir fuhren von Basel immer über Bad-Säckingen, um ihn zu besuchen.
Da ich Dich schon mal am Draht habe, möchte ich Dich, Hans-Dieter, bei dieser Gelegenheit mal darauf aufmerksam machen, dass Du den Preis für "besten Bahnübergang einer Modellbahn" gewinnen würdest, wenn es diesen Preis gäbe. Diese Bahnübergänge bei einer Bahnhofsausfahrt, wie Du einen darstellst, gab es zur Zeit meiner Kindheit zum Ärgernis aller Autofahrer überall. Ich persönlich kann mich an einen solchen Bahnübergang in Lörrach erinnern und auf Schweizer Seite in Liestal. In Lörrach musste man da durch, wenn man z.B. von Basel mit dem Auto zum Feldberg fahren wollte, um dort skifahren zu gehen. Um Liestal kam man nicht herum, wenn man per Auto von Basel ins Mittelland (z.B. Olten, Bern) fahren wollte. Und natürlich waren die Barrieren (schweiz. f. Schranken) immer geschlossen. Mich als Bahnfan störte das gar nicht. Das gab mir eine Gelegenheit, verschiedene Züge zu studieren. Also, ich gratuliere Dir zu Deinem wunderbaren Bahnübergang!
Liebe Stummigemeinde,
In diesem Beitrag kehre ich zum rechten Teil des Perrons und damit zu einem meiner Lieblingsthemen zurück: Bahnpost! Rechts auf dem Segment gibt es (wie bereits mehrmals erwähnt) das Abstellgleis 4b, das häufig von der Bahnpost beansprucht wird. Der typische Handwagen, der in der Schweiz von den Arbeitern der PTT-Bahnpost zum Transport auf dem Bahnsteig verwendet wurde, sieht
so aus [1]. Darauf wurden die Säcke der Briefpost und die Pakete der Paketpost verladen und so vom Bahnposteisenbahnwagen zum Verteilzentrum und umgekehrt befördert.
Ein H0-Modell dieses Handwagens kann man fertig erwerben (z.B.
Bahnorama Modelleisenbahnen). Aber ich bin ja eher der, der gerne selber etwas bastelt, als der, der alles fertig einkauft. So entwarf ich mit CAD anhand von Vorbildfotos ein vereinfachtes Modell eines solchen Handwagens. Mein 3D-Drucker vermag allzu feine Details sowieso nicht aufzulösen.
Bild entfernt (keine Rechte)
Mein Drucker druckt in der Luft freischwebende Teile trotz Konstruktion von Stützen nicht sehr schön (siehe
meine Beobachtungen zum Drucker in meinem Bastelthread). Deshalb entschloss ich mich für dieses Projekt, einzelne flach aufliegende Teile zu drucken und diese anschliessend zu verkleben.
Bild entfernt (keine Rechte)
Trotz der starken Vereinfachung wirkt dieses Modell nach dem Ausdruck und Bemalung aus Distanz eigentlich überraschend gut, finde ich.
Bild entfernt (keine Rechte)
Das Bild oben zeigt den Wagen etwa in realer Grösse (2,5 cm).
Aber für mich ist das trotzdem gut genug. Ich freue mich über diese Wägelchen und schaue nicht allzu genau hin. Ich werde mindestens etwa 7-8 dieser Wagen brauchen.
Da ich in meiner Figurensammlung keinen Arbeiter finden konnte, der so einen Wagen ziehen könnte, musste ich eine bestehende Figur anpassen. Beide Arme der Figur wurden abgeschnitten und in einem anderen Winkel wieder angeklebt. Auf dem folgenden Bild sieht man links die ursprüngliche Figur und rechts die bearbeitete.
Bild entfernt (keine Rechte)
Nach Bemalung sieht die Figur dann so aus:
Bild entfernt (keine Rechte)
Um 1980 war die Uniform der Pöstler auf dem Bahnsteig nicht einheitlich. Man sah alles Mögliche, von der klassischen schwarzen Briefträgeruniform [
2] bis zur hellbraunen Schürze der Arbeiter im Verteilzentrum [
3,
4]. Die festangestellten jungen Postbeamten trugen oft eine dunkelrote wetterfeste Jacke (evtl. wie hier [
5]). Gelegentlich sah man auch eine Ausführung dieser Jacke in Leder (evtl. wie hier [
6]). Die Aufsicht (Vorgesetzter) erschien im Allgemeinen ohne Uniform in zivilen Kleidern, aber immer mit Pöstlerhut [
7], dem "Kepi" [
8]. Bei jeder (grösseren) Be-/Entladung war eine Aufsicht anwesend.
Hier einige Bilder der fertigen Pöstler-Wagen-Einheit:
Bild entfernt (keine Rechte)
Bild entfernt (keine Rechte)
Bild entfernt (keine Rechte)
Anhang: Abwicklung der Post auf dem Bahnhof Basel SBB um 1980Handwagen mit einer Ladung vom Verteilzentrum zu einem bestimmten Zug wurden mit Kreide mit der Zugnummer beschriftet (siehe z.B.
dieses Bild [9]). In Basel, wo ich 1980 bei der Bahnpost arbeitete, wurden Wagen, die umgekehrt vom Bahnsteig weg zum Briefversand des Verteilzentrums gelangen sollten, mit Kreide mit BV beschriftet, Wagen zum Paketversand mit PV. Ladungen von Paketen mit PLZ 4000 (Basel Stadt) umgingen das Verteilzentrum am Bahnhof und wurden direkt per Lastwagen zur Hauptpost Basel transferiert. Handwagen mit solchen Ladungen waren mit P beschriftet (wenn ich mich richtig erinnere) und wurden zu einem Ladungsdock für Lastwagen befördert. D.h., die Ladung eines Eisenbahnwagens wurde beim Ausladen auf drei Handwagen verteilt: BV, PV und P. Dazu kamen evtl. noch weitere Ladungen mit Expresspost, die das Verteilzentrum ebenfalls umgingen und direkt von einem oder mehreren Postbeamten von Zug zu Zug befördert wurden. Sendungen von Wertsachen waren rot markiert und wurden ebenfalls von der übrigen Post separat behandelt. Ein Postbeamter hatte jeweils den Auftrag, sich den Wertsendungen anzunehmen und diese nie aus den Augen zu lassen, bis sie einem weiteren Beamten übergeben wurden. Die Anzahl der Poststücke (verschlossene Säcke, Pakete) wurde bei der Übergabe immer abgezählt und auf Vollständigkeit geprüft.
Anhang: Freiheiten eines SpielbahnersDass ich einen Bahnhof mit Elementen der Gegenwart baue (z.B. taktile Linien) und auf dem gleichen Bahnhof die Bahnpost der Achzigerjahre darstelle, ist für mich kein Widerspruch. Da sieht man den Spielbahner in mir. Der Bahnhof steht in Waldbünden, meiner eigenen Fantasiewelt, in der die Bahnpost heute noch so abgewickelt wird wie um 1980. In Waldbünden gibt es keine Einschränkungen, alles ist möglich. Mir ist es wichtig, der Fantasie freien Lauf lassen zu können.
Quellenverzeichnis[1] Redjet,
Postwagen von schweiz. Schmieden und Wagnermeisterverband, Typ 1, Nutzlast 1'000kg, Feststellbremse mit Deichsel, verzinkt.
Ricardo, 2022.
https://www.ricardo.ch/de/a/postwagen-1218879604/[2]
PTT 1960-70.
Kostüm Kaiser.
https://www.kostuemverleih-kaiser.ch/bil...tt-1960-70-2717[3]
SCHWEIZ PTT BAHNPOST 1942. 581341890 (RM),
KEYSTONE.
https://visual.keystone-sda.ch/lightbox/.../page/2182948/1[4] Fritz Kehrer,
"Bahnpostamt Luzern" - zwei Postangestellte sortieren Pakete, um 1975.
Datenbank Bild + Ton (F 5086-Fc-002),
Schweizerisches Sozialarchiv.
https://www.bild-video-ton.ch/bestand/signatur/F_5086/800[5]
SCHWEIZ PTT BAHNPOSTAMT. 589923496 (RM),
KEYSTONE.
https://visual.keystone-sda.ch/lightbox/.../page/2182948/1[6] Fritz Kehrer,
Postangestellter beim Einladen von Postsäcken in einen Bahnwaggon der Post, Luzern, um 1975.
Datenbank Bild + Ton (F 5086-Fc-006),
Schweizerisches Sozialarchiv.
https://www.bild-video-ton.ch/bestand/signatur/F_5086/800[7] Fritz Kehrer,
Postangestellter beim Einladen von Paketen in einen Bahnwaggon der Post, Luzern, um 1975.
Datenbank Bild + Ton (F 5086-Fc-005).,
Schweizerisches Sozialarchiv.
https://www.bild-video-ton.ch/bestand/signatur/F_5086/800[8]
Kepi.
Wikipedia.
https://en.wikipedia.org/wiki/Kepi[9] Fritz Kehrer,
Postangestellter beim Ziehen eines mit Paketen beladenen Wagens, Luzern, um 1975.
Datenbank Bild + Ton (F 5086-Fc-004).,
Schweizerisches Sozialarchiv.
https://www.bild-video-ton.ch/bestand/signatur/F_5086/800