Liebe Kollegen
Mit meinem Vorhaben, die Schleifer an den Zwischenwagen neben den beiden Triebköpfen anzubringen und dazwischen eine stromführende KK zu verwenden, bin ich inzwischen einen wesentlichen Schritt weiter gekommen und diesbezüglich am Ziel. Die Betriebssicherheit des ganzen Zuges (unabhängig von AC oder DC) ist inzwischen zwar weit fortgeschritten, hat aber immer noch etwas Luft nach oben.
Ich habe mich für die stromführende KK von Piko entschieden, weil Piko bei vielen Triebzügen gezeigt hat: Wir können das. Die 2-polige Kupplung macht einen hochwertigen und sehr stabilen Eindruck. Wenn es nur um die Stromzuführung geht, genügte eigentlich 1 Pol. Die stromführende KK von Roco andererseits hat gleich 4 Pole und erwies sich bei mir früher als nicht allzu dauerhaft beim wiederholten Trennen der Fahrzeuge (Kontaktbleche verbiegen recht schnell). Das Fabrikat von Piko geht im Lima ICE sehr gut. Die Breite dieser KK setzt aber beim Kurvenradius gewisse Grenzen. Bei Märklin R3 habe ich keine Probleme festgestellt.
Schlüssel zur Montage des 42-mm-Flüsterschleifers von Roco ist die "Drehgestellfüllung" aus dem 3-D-Drucker, die hier im Forum auch schon vorgestellt wurde (z.B. Beitrag 305). Vielen Dank an Thomas, der mich damit beliefert hat. Sie ist präzis gefertigt und klemmt ziemlich gut. Ich habe sie bis jetzt nicht verklebt, und sie hielt immer. Auf diese Drehgestellfüllung wird der Schleifer aufgeleimt.
Das Schleiferkabel (braun) wird am einfachsten durch die Inneneinrichtung geführt (2 feine Löcher bohren). Für das/die Kabel von der stromführenden KK (rot bzw. schwarz) hat's bereits werkseitig Öffnungen.
Zwischen den Einstiegstüren lassen sich die Kabelreste und das zweite, nicht gebrauchte Kabel der Piko KK verstauen (so man die nicht abschneiden will).
So sieht dann der fertige Zwischenwagen mit Stromzufuhr aus:
Im Triebkopf müssen die roten Radkabel (TR) abgelötet und an den Lötpunkten der schwarzen Radkabel (TL) angelötet werden. Dazu muss erst einmal das Gehäuse abgenommen werden, was in der BA gut beschrieben ist (3 Schrauben, eine davon gut versteckt ...). Hat man am Zwischenwagen von der Piko KK das rote Kabel mit dem Schleifer verbunden (wie es sich für TR bzw. den Mittelleiter gehört), muss man im Triebkopf das schwarze Kabel der Piko KK mit TR (= eigentlich rote Kabelfarbe) verbinden. Hat mich jetzt etwas überrascht. Aber ein für mich zuerst unverständlicher Satz in der BA von Piko meint wohl genau dies: "Bitte beachten Sie, dass jeweils verschiedenfarbige Kabel der Stromführenden Kurzkupplung auf der Baugruppen-Platine (z.B. Beleuchtungsbausatz) miteinander verbunden werden. ... " Im folgenden Bild sieht man u.a., dass TR1 mit dem schwarzen Kabel der Kupplung verbunden ist. Das rote Kabel ist nicht angeschlossen. Als ich zunächst das rote Kabel hier angelötet hatte, tat sich gar nichts.
Dergestalt funktioniert die Stromzufuhr bestens, ohne dass man am Getriebeboden des Triebkopfs Material hat abschleifen müssen. Beim motorlosen Triebkopf habe ich diesen Eingriff noch nicht vorgenommen, da ich grad keinen identischen Schleifer mehr zu Hand habe.
Der motorisierte Triebkopf läuft sehr fein mit einem LokPilot oder einem Zimo-Dekoder (für den ich mich am Ende entschieden habe). Er kann nicht nur mit vorbildgerechter Geschwindigkeit (zumindest bei 16 V AC) über die Gleise brausen, sondern hat auch im Analogbetrieb wirklich saubere Langsamfahreigenschaften, zumindest wenn man beim Dekoder nicht gespart hat. Da die Zwischenwagen sehr wenig Rollwiderstand aufweisen, reicht in der Ebene vermutlich die Antriebsleistung eines motorisierten Triebkopfs aus. Wie es im Dauerbetrieb bei hoher Geschwindigkeit aussieht, muss sich noch weisen. Es wurde hier auch schon von übermässiger Erwärmung berichtet, bei anderen Usern scheint es zu gehen. Hoffen wir ausserdem, dass die Achszahnräder auf die Dauer nicht platzen - eine weit verbreitete "Krankheit" früherer Lima-Modelle, die sich bis zu von Hornby Jouef übernommenen Modellen fortsetzt. Vor Kurzem stellte ich dies leider wieder einmal bei einem TGV von Hornby Jouef fest ...
Des weiteren habe ich an allen Zwischenwagen hinter dem NEM-Kupplungsschacht Material abgeschliffen, wie im Beitrag 304 dargelegt. Eher noch etwas mehr, als im Bild dort gezeigt. Man muss laufend probieren, ob die verwendete KK geschmeidig ausschwenken kann. Ich kann mich nur wiederholen, dass die Rastnasen für die Demontage der Inneneinrichtung auch bei sorgfältigster Behandlung extrem leicht brechen. Nie mit den (wichtigsten, weil die Kupplung haltenden) äussersten Rastnasen beginnen. Und eine Schrecksekunde hatte ich noch zu überstehen, als mir bei einem Wagen bei der (sehr einfachen) Gehäusedemontage gleich die mit den heiklen Rastnasen befestigte Inneneinrichtung entgegen flog. Glück gehabt, alle Rastnasen dieses Wagens intakt. Was ich nicht von allen behaupten kann ...
Nun schlug die Stunde der Wahrheit beim Testbetrieb einer langen Komposition (ich habe mich angesichts meiner Bahnhofgleislängen für 9 Zwischenwagen entschieden) mit hoher Geschwindigkeit. Resultat: grösstenteils o.k. Die Kupplungen des Speisewagens musste ich beidseitig mit den üblichen Tricks geringfügig verlängern; der entgleiste regelmässig. Nachdem dieses Problem gelöst war, entgleiste dafür ein anderer Wagen. Ein etwas später fertig gewordener Zwischenwagen (Klebstoff bei gebrochener Rastnase der Inneneinrichtung sorgfältig trocknen lassen!) musste bei vorbildgerechter Wagenreihung genau neben dem "entgleisungsfreudigen" Wagen eingefügt werden, und die Entgleisungssicherheit stieg dadurch deutlich an. Es erträgt hier aber - im Unterschied zu allen anderen Wagen - geschoben nur eine etwas reduzierte Geschwindigkeit. Ich werde neben den NEM-Kupplungsschächten bei diesem Wagen nochmals etwas Material abfräsen, weil sich doch noch ein leichter Widerstand erfühlen liess. War aber auch bei längeren Testfahrten wirklich der einzige Wagen, der noch entgleist. Immer an der selben Stelle, also reproduzierbar. Alle anderen Wagen machen nach meinen Eingriffen keine Probleme mehr. Zumindest mit der Geschwindigkeit, bei welcher der einzige "Problemwagen" geschoben regelmässig entgleist (und die ist schon recht hoch). Das lässt hoffen ... Aber hier bin ich noch nicht ganz am Ziel.
Fazit: Der Zufall spielt also ziemlich mit - jeder muss wohl selbst an jedem Wagen die nötigen Eingriffe vornehmen und immer wieder nachjustieren, bis der Zug zuverlässig läuft. Aber das scheint bei mir nicht mehr allzu fern. Man muss ja auch zugeben, dass vorbildgerechte Geschwindigkeit (die der Lima Triebkopf hinkriegt) und die engen Modellbahnradien halt nicht so wirklich kompatibel sind. Sind die nötigen Eingriffe einmal vorgenommen, scheint der Zug recht entgleisungssicher zu fahren - auch "geschoben".
Ich habe mittlerweile auch die schwalbenschwanzförmigen "Kupplungsführungen" auf der Waggon-Unterseite (vgl. Foto vom fertigen Zwischenwagen mit Schleifer) im Verdacht, für den Widerstand beim Ausschwenken der Kupplungsdeichseln zumindest mitverantwortlich zu sein. Hier etwas zu fetten, könnte evtl. auch noch helfen. Ich habe im übrigen nicht den Eindruck, dass diese Kupplungsführungen wirklich eine wesentliche Funktion haben - im Innern bzw. zwischen Chassis und Inneneinrichtung sind die Kupplungsdeichseln nach meinem Eindruck ausreichend geführt. Würde sich diese Einschätzung bestätigen, könnte man wohl auch hier noch Material abschleifen, um die Beweglichkeit der Kupplungen zu verbessen. Aber ohne Gewähr !!! Das tut jeder auf sein eigenes Risiko.
Der Aufwand für den AC-Umbau im engeren Sinne hält sich in Grenzen, derweil jeder Wagen bearbeitet werden muss, bis der Zug vernünftig fährt. So man auf die sehr mühsam einzusetzenden Kuppelstangen verzichten und eine echte KK verwenden will. Dafür ist auch der Preis des Modells durchaus moderat, wenn man mit Triebzügen anderer Hersteller vergleicht. Zugegeben, Lima bietet keine Stromführung durch den ganzen Zug, die sicher ein grosser Kostentreiber gewesen wäre. Für mich stimmt es so. Ich will keine Innenbeleuchtung, und mit der von Lima gewählten Modellausführung kann man bei einem derart langen Zug viele Probleme und Kostentreiber elegant umgehen.
Ich hoffe, mit all diesen Erkenntnissen vielen von euch sachdienliche Hinweise für den zuverlässigen Betrieb des ICE gegeben zu haben, und wünsche allen gutes Gelingen bei den doch oftmals nötigen Bastelarbeiten.
Beste Grüsse
ETR