RE: Tonzug-Umleiter am Westerwald

#1 von HeVoSi , 14.10.2011 20:25

Hallo zusammen,

aufgrund eines folgenschweren Unfalls*) ist die Bahnstrecke Limburg - Montabaur momentan nicht befahrbar.
Die neben dem Abraumzug hier verkehrenden Tonzüge werden daher über Westerburg und Altenkirchen nach Montabaur umgeleitet.
Das bedeutet neben einer zusätzlichen Fahrzeit von ca. 3 Std. die Fahrt durch das Holzbachtal.
Normalerweise ist diese Strecke so gut wie stillgelegt, nur eine Handvoll Firmen wird mehr oder weniger regelmässig durch Loks der WeBa (Westerwaldbahn) angefahren.
Für Eisenbahnfotografen folglich die Gelegenheit, hier nochmal 'richtige' Güterzüge aufzunehmen.

In Niederzeutzheim hing noch der Nebel über dem Tal, als der Zug durchkam


Das sah in Berzhahn dann schon besser aus


zwei 225 schleppen die mit Fliesen / Kacheln beladenen Wagen Richtung Altenkirchen




in Langenhahn hat der GTW2 der HLB immer noch 'Vorfahrt'




danach geht es über den hohen Westerwald,
bei Hachenburg




und Ingelbach


vor Neitersen


und bei Wienau


viele Grüsse
Henning

*)
eigentlich hat ein Eisenbahnfotograf Schöneres zu tun, als über Unfälle zu berichten.
Aber dieser ist geradezu ein Paradebeispiel dafür, wie schnell man sich durch Leichtsinn den Rest des Lebens verderben kann.

Zwischen Limburg und Montabaur, bei Girod, gibt es einen BÜ, welcher duch Blinklicht (keine Halbschranken) gesichert ist.
Die Bahnstrecke ist zu beiden Seiten auf mehrere hundert Meter gut einsehbar. Das verleitet immer wieder Autofahrer, bei
blinkenden Warnlichtern die Strecke abzusuchen, ob man den Zug schon kommen sieht. Wenn nicht, dann fährt man eben weiter.
Am 30.09. d.J. versuchte in den frühen Morgenstunde ein junger Mann, in der beschriebenen Art und Weise dem Zug zuvorzukommen. Eine Lok war ja nicht zu sehen !
Also Vollgas und drüber - was er leider zu spät erkannte, war, dass die Lok längst über den BÜ hinweg war und dieser durch die anhängenden Wagen blockiert war. Der PKW raste unter einen der letzten Wagen und verkeilte sich vor dessen hinteren Drehgestell.
Der Zug schleifte den PKW ein Stück mit und klemmte den Fahrer darin ein. Er wurde später von der Feuerwehr mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eigeliefert.
Aber das Unheil nahm nun erst richtig seinen Lauf:
durch den Unfall war das Drehgestell entgleist, die beiden schweren 225 sorgten dafür, dass der Lokführer nichts von dem Unfall bemerkte und folglich weiterfuhr. Das Drehgestell ruinierte bis in den Bahnhof von Ruppach-Goldhausen ca. 3 km Gleise.
Die Einfahrtsweiche in R.-G. sorgte dann dafür, dass das Drehgestell vollends aus dem Gleis sprang und im Bahnhofsbereich sämliche Signalkabel, Achsenzähler- und BÜ-Kabel duchtrennte.
Am BÜ neben dem Bahnhof sprang eine Achse aus ihrer Halterung und verfing sich im Drehgestell des folgenden Wagens.
Man fand sie später am Bahnkörper liegen. Das zweite Drehgestell entgleiste nun ebenfalls und beschädigte die Ausfahrtsweiche.

In R.-G. gibt es keinen Fdl mehr, das Signal zeigt Fahrt an - warum sollte der Zug halten ...

Mit zwei entgleisten Drehgestellen fuhr er weiter bis Montabaur, beschädigte neben der Strecke auch die Weiche nach Wallmeroth und die Weichenstrassen im Bhf. Montabaur.
----
Wenn der Fahrer auch -so wie es bisher ausieht- mit dem Leben davon kommen wird möchte ich die kommenden Rechnungen nicht begleichen müssen.



 
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RE: Tonzug-Umleiter am Westerwald

#2 von Fexliable ( gelöscht ) , 15.10.2011 00:14

Hallo Henning,

schöne Fotos durch einen leider tragischen Umstand.
So gelangen halt so nette Nebenbahnen zu neuen Ruhm

Wieder ein gutes Beispiel das Fahrdienstleiter durchaus nützlich sind.

Wie gesagt schöne Fotos freu mich auf weitere von dir


Fexliable

RE: Tonzug-Umleiter am Westerwald

#3 von kaeselok , 15.10.2011 08:25

Hallo Henning,

eine tragische Geschichte die zu tollen Bildern geführt hat. Das erste Bild gefällt mir besonders: Die 218 mit Flügelsignal und die herrliche Brücke, hach, wie für die Modellbahn geschaffen!

Viele Grüße,

Kalle


 
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RE: Tonzug-Umleiter am Westerwald

#4 von Uwe der Oegerjung , 15.10.2011 09:51

Moin Henning

Erst einmal Danke für die Bilder

Waren die Wagen des Zuges "unsichtbar" :

MfG von Uwe aus Oege


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RE: Tonzug-Umleiter am Westerwald

#5 von Weichenputzer ( gelöscht ) , 15.10.2011 10:26

Hallo Henning,

superschöne Fotos, danke!

Unserem Crashpiloten sei für den nächsten Versuch einer BÜ-Überquerung dieses Video der DB ans Herz gelegt...

Güterwagen haben halt seitlich keine Reflektoren...


Viele Grüße, Markus


Weichenputzer

RE: Tonzug-Umleiter am Westerwald

#6 von Nichteisenbahner ( gelöscht ) , 15.10.2011 11:49

Zitat von HeVoSi
... dass das Drehgestell vollends aus dem Gleis sprang und im Bahnhofsbereich sämliche Signalkabel, Achsenzähler- und BÜ-Kabel duchtrennte ...


Zitat von HeVoSi
... In R.-G. gibt es keinen Fdl mehr ...


Hi,
Das versteh ich nicht so ganz, egal, wo der Fdl nun sitzt, er sollte doch sehr wohl mitbekommen, wenn seine ganze Sicherheitstechnik kaputtgefahren wird ... ?
fragt sich
Martin


Nichteisenbahner

RE: Tonzug-Umleiter am Westerwald

#7 von HeVoSi , 15.10.2011 17:26

Hallo Uwe,

Zitat
Waren die Wagen des Zuges "unsichtbar" :

zumindest sind die schwarzbraunen Wagen im Dunkeln schlecht erkennbar.
Was aber keinesfalls eine Entschuldigung dafür sein kann, dass man an einem rot blinkenden BÜ unter einen Zug gerät.

Bereits im Frühjahr ist einer jungen Frau ähnliches passiert - nur, sie war entweder nicht so schnell unterwegs oder hat schneller reagiert. Sie geriet 'nur' mit der Motorhaube unter einen Wagen und wurde von diesem zur Seite geschoben.

Hallo Martin,

Zitat
Das versteh ich nicht so ganz, egal, wo der Fdl nun sitzt, er sollte doch sehr wohl mitbekommen, wenn seine ganze Sicherheitstechnik kaputtgefahren wird ... ?

ich vermute mal, der sitzt in Montabaur.
Aber was nützt das, wenn er es mitbekommt, dann ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen.
Hätte (so wie es früher einmal war) ein Fdl. in Ruppach-Goldhausen Dienst getan, hätte er den Lärm des entgleisten Zuges / Wagens schon von weitem gehört und den Zug im Bahnhof anhalten können.
Zumindest der BÜ und alle folgenden Weichen wären dann unbeschädigt geblieben.

viele Grüsse
Henning



 
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RE: Tonzug-Umleiter am Westerwald

#8 von Uwe der Oegerjung , 16.10.2011 14:54

Moin Henning

Ja die Rationalisierung im Bahnbetrieb sind schon mörderisch

Und manchmal sind die Sicherungseinrichtungen nicht ausreichend

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RE: Tonzug-Umleiter am Westerwald

#9 von Nichteisenbahner ( gelöscht ) , 16.10.2011 15:09

Zitat von Uwe der Oegerjung
Und manchmal sind die Sicherungseinrichtungen nicht ausreichend

Na, ich denke schon, dass sie zuverlässig verhindert haben, dass der Fdl noch einen weiteren Zug in den zerstörten Streckenteil einlassen konnte?
Gruß
Martin


Nichteisenbahner

RE: Tonzug-Umleiter am Westerwald

#10 von Uwe der Oegerjung , 22.10.2011 17:02

Zitat von Nichteisenbahner

Zitat von Uwe der Oegerjung
Und manchmal sind die Sicherungseinrichtungen nicht ausreichend

Na, ich denke schon, dass sie zuverlässig verhindert haben, dass der Fdl noch einen weiteren Zug in den zerstörten Streckenteil einlassen konnte... Eine Heißläuferortungsanlage hätte es gebraucht, um den Zug aufzuhalten, denke ich?
Gruß
Martin




Moin Martin

Ich meinte die Sicherungsanlagen am Bahnübergang

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RE: Tonzug-Umleiter am Westerwald

#11 von steven465 ( gelöscht ) , 22.10.2011 18:40

Zitat von Uwe der Oegerjung

Zitat von Nichteisenbahner

Zitat von Uwe der Oegerjung
Und manchmal sind die Sicherungseinrichtungen nicht ausreichend

Na, ich denke schon, dass sie zuverlässig verhindert haben, dass der Fdl noch einen weiteren Zug in den zerstörten Streckenteil einlassen konnte... Eine Heißläuferortungsanlage hätte es gebraucht, um den Zug aufzuhalten, denke ich?
Gruß
Martin




Moin Martin

Ich meinte die Sicherungsanlagen am Bahnübergang

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Klar, wenn ich bei rot über die Ampel gehe, und vom Bus überfahren werde, dann war auch die Ampel nicht genügend...


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RE: Tonzug-Umleiter am Westerwald

#12 von Kurt , 23.10.2011 01:03

In Amerika gibts schon lange Sicherheitseinrichtungen an den Loks und Wagen wie Ditch Lights und Reflektoren. Und was nützen sie? Und an einem Bahnübergang in den USA möchte ich nicht wohnen. Nicht wegen der Unfälle, sondern wegen der komischen Geräusche die die vorbeifahrendenZügen so machen. Damit sind nicht die üblichen Zuggeräusche gemeint sondern die ihrer Hörner.


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RE: Tonzug-Umleiter am Westerwald

#13 von Uwe der Oegerjung , 23.10.2011 12:28

Zitat von steven465


Klar, wenn ich bei rot über die Ampel gehe, und vom Bus überfahren werde, dann war auch die Ampel nicht genügend...



Moin Steven

Wenn du bei roter Ampel die Straße überquerst und ein Bus oder Auto bzw. Lkw dich platt macht kann ich nur den Fahrer/in bedauern

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RE: Tonzug-Umleiter am Westerwald

#14 von Cougarman ( gelöscht ) , 14.11.2011 09:10

Hallo Henning,

Deine Fotos sind wie immer sehr gut !

die Rahmen gefallen mir aber nicht, die Bilder wirken dadurch schwammig.


Cougarman

RE: Tonzug-Umleiter am Westerwald

#15 von nakott , 14.11.2011 09:59

Hallo Henning,

wie immer, sehr schöne Bilder. Aber der neue Rahmen lenkt sehr von den tollen Bildern ab. Ist das als Experiment zu verstehen, wie wir es finden? Wenn ja, dann würde ich sagen: Durchgefallen

Gruß Dirk


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