Moin Kollegen,
als ich im Zuge meiner ,,Eisenbahnerkarriere" für ein ½ Jahr als ,,Güterbodenfacharbeiter" aushilfsweise von der DB BD Hamburg - Altona eingestellt wurde, wurde ich der Dienstelle Hamburg Rothenburgsort, der auch der Hgbf = Hauptgüterbahnhof in der Stockmeyerstraße unterstand, zugeteilt.
Meine Aufgabe bestand im wesentlichen darin, ,,verloren" geglaubte Frachtstücke an Hand von Beladungslisten und Beladungsplänen aufzufinden und zum Hgbf schnellstmöglich zurückzuführen und diese vor Ort oder auch im Außendienst bei Dienstreisen ausfindig zu machen, bevor Strafgelder wegen Lieferverzug berechnet wurden.
So hin und wieder beinhaltete dieser Job aber auch verschiedene Packwagendienste als Gwpäckwagenhilfsschaffner und bei Personalnotstand auch als Gepäckwagenschaffner.
Als ,,Gepäckwagenschaffner" war man in D - zügen und FD - Zügen aber auch im Eilzugdienst für den Gepäckwagen und/oder die Gepäckabteile zuständig.
Auch der dienstlich übergeordnete Zugführer mit der roten Scherpe, heutzutage ist das der Zugchef mit drr rotfarbenen Armbinde, war man dienstlich unterstellt aber dieser ließ den Zug erst abfahren wenn die ,,Fertigmeldung" aus dem Packwagen kam also nach Beendigung der Ladetätigkeiten.
Seitens der DB bestand kein Interesse Rücksicht auf die Mitarbeitet der Deutschen Bundespost bzw. Deutschen Post zu nehmen, ganz egal ob die noch Ladetätigkeiten auszuführen hatten, kam die Fertigmeldung aus dem Gepäckwagen der DB, fuhr der Zug los.
Genau aus diesem Grund bot die Post immer eine große Anzahl an Mitarbeitern auf, welche die Ladetätigkeiten am mitgeführten Postwagen ausführten, innerhalb der recht kurzen Zeit auch zu schaffen, die man nur zur Verfügung hatte, um Berge von Postsäcken oder Pakete zu Ent- oder Beladen.
Bei der DB war man weniger ,,zimperlich" da flogen die Koffer und Expreßgut Pakete oftmals schon beim einfahrenden Zug auf den Gepäckbahnsteig, hats ,,gescheppert," war das Paket vom vom Kunden falsch verpackt worden.
Bei der DB gabs in den größeren Bahnstationen mindestens zwei verschiedene GS = Güterschuppen.
Normalerweise sind bereiche des Güterverkehrs gegenüber oder in klarer räumlicher Trennung neben der Bahnstation für Reisende angeordnet, so daß unabhängig vom jeweilige ,,Verkehrsdienst," nötigenfalls auch rangiert werden konnte.
An Bahnstationen, wo sich der GS direkt am EG = Empfangsgebäude oder in dichter Nähe zu diesem befindet, wurden Eilgüter und Expreßgüter abgefertigt und behandelt, sie unterstanden dem Gepäckdienst der Eisenbahn.
Frankfurt Hbf war unter den Hauptbahnhöfen Deutschlands eine besondere Begebenheit, denn noch bis zum Ender der Epoche 1 im Jahr 1919 gab es dort sechs unabhängige Eisenbahngesellschaften, welche sich den Hbf gemeinsam teilten aber ihre Güterschuppen und Lokbehandlungsanlagen individuell handhabten, so unterhielt die preußisch, hessische Staatsbahn einen Rechtecklokschuppen mit zwei Schiebebühnen, der insgesamt 159 Loks Platz bot.
Seperat wurde oft in Bahnhofsnähe das Bahnpostamt gebaut, in Hamburg Hbf bestand die Besonderheit darin, daß sich das Bahnhauptpostamt, der ,,Hühnerposten" Mittig zwischen der nach Berlin und Lübeck abgehenden Bahnstrecken und der nach Süden verlaufenden Bahnstrecke befindet und das Ausziehgleis dieses Bahnpostkopfbahnhofes bis in die Personenhalle des Hauptbahnhofs hineinragte also die Gleise 6 und 7 und später die Gleise 8 und 9, nachdem der S-Bahntunnel mit den Gleisen 1 und 2 vor dr Halle gebaut wurden.
Die Besonderheit bestand aber im Gleis 13 späteres Gleis 15, ein nur von der Südstrecke aus zu bedienendes Bahnpostgleis vor der Bahnhofshalle an der Glockengießer Allee.
Das dortige Bahnpostamt war für die Briefpost im Hbf zuständig.
Der Ladetunnel an alle Gepäckbahnsteige verlief von diesem Postamt aus.
Die dort abgestellten Postwagen dienten zum Transport zum ,,Hühnerposten," was man später, wegen der räumlichen Nähe, über die Straße abwickelte.
Das Herausrangieren von in Reiszügen mitgeführten Postwagen erfolgte in Hamburg - Altona, bzw. deren Beistellung in die Reisezüge, zu diesem Zweck pendelten dann vom Hühnerposten mehrmals täglich Postzüge nach Hamburg - Altona.
Die Größe der Bahnpostämter konnte unterschiedlich sein, es gab aber immer schon eine räumliche Trennung zum Gepäckdienst und es verfügten auch größere Bahnpostämter über eigene Zufahrten und Aufzüge zu den Bahnsteigen oder nutzten separate Gleisübergänge, selbst wenn beide ,,Dienste" im selben Gebäude untergebracht waren.
Je nach Bahnhofsgröße gab es unterschiedliche und stets getrennte Räumlichkeiten für den Postdienst.
Mindestens ein Schalterraum und ein Sortierraum waren Vorschrift bei der Bahnhofsplanung.
Die Zugreihung der Postwagen sah grundsätzlich vor, daß sich mitgeführte Postwagen direkt hinter der Lokomotive zu befinden haben, gefolgt vom Hauptpackwagen.
Bei Zugläufen, wo im Streckenverlauf mehrere Kopfbahnhöfe bedient wurden, durften auch die Postwagen am Zugende mitlaufen, wenn deren Laufstrecke geringer war, als im gesamten Streckenverlauf.
Als es noch ,,Schutzwagen" gab, erfüllten Post- und Packwagen auch diese Funktion, das dort arbeitende Personal war den Gefahren unterwiesen, somit galten diese Wagen dann als ,,unbesetzt" und erfüllten den Zweck" eines Schutzwagens.
Ein oder mehrere Schutzwagen sollten dem Zweck dienen, bei Dampfkesselexplosionen oder bei Entgleisungen in Folge von Auffahrunfällen, das zahlende Publikum in den Reisezugwagen zu schützen, weil erfahrungsgemäß oft nur die ersten beiden Wagen eines Zuges in Mitleidenschaft gerieten.
Im Lauf der Zeit beherrschte man aber die Dampftechnik bishin zur Perfektion und Auffahrunfälle waren auch eher selten, so daß man diese Anfangs notwendige Regelung ab 1933/34 abschaffte.
Die aber bis dahin ,,zwanghafte" Wagenreihung behielt man aber bei, sie bot nämlich den Vorteil der räumlichen Trennung bei Stationsaufenthalten, so daß kaum Gepäckkarren durch den ,,wuseligen" Reisezugverkehr auf den Bahnsteigen hindurch mußten, mit Ausnahme bei der Be- und/oder Entladung von Gepäckabteilen im Zug.
Es gab ja ½ Gepäckwagen der unterschiedlichen Wagenklassen, wo sich das Gepäck der Reisenden befand, welche mit dem Zug befördert wurden.
Die ½ Gepäckwagen waren möglichst so beladen, daß sich Gepäck nur für ein bestimmtes Ziel oder eine bestimmte Zielregion darin befand, so daß man während der Reise sich nicht weiter darum kümmern mußte. Die Gepäckabteile wurden dann mit Schiebewänden verschlossen, so daß Reisende das Gepäckabteil über den Seitengang durschreiten konnten, in andere Gepäckabteile oder Gepäckwagen hatten sie keine Zugangsberechtigung, selbst wenn die trennenden Türen nicht verschlossen waren.
Zurück zum eigentlich Thema.
Postgleise gab es auch an kleineren Bahnstationen, zum Beispiel in Ortschaften mit touristischem Interesse oder bei ortsansässigen Großbetrieben mit viel Geschäftspost.
Je nach verfügbarer Wagengröße und Verladedauer, die Post hatte ihre eigenen Dienstvorschriften, konnte die Verweildauer dieser Postwagen an den kleineren Bahnstationen von mehreren Stunden bishin mehreren Tagen andauern.
Für uns als Modellbahner wäre dann ein Postwagengleis in der Nähe vom EG notwendig, z.B. der Bansteigrückseite von Gleis 1 mit Prellbock zum EG, wie es in verschiedenen kleinen Bahnstationen oft auch praktiziert wurde, um dort GS für Eil- und Expreßgüter oder eben auch Postwagen abzustellen.
Also eben das Gleis, welches oft auch für Triebwageneinsätze hergenommen wird, kann am Bahnsteigende vor eem Prellbock auch einen abgestellten Postwagen aufnehmen.
Nicht selten wurden aber auch Reserve- oder Verstärkerwagen an solchen Gleisen abgestellt, die dann bei Bedarf dem Reiseverkehr beigestellt wurden.
Die Ladetätigkeit des Postwagens sollte den übrigen Bahnhofsbetrieb nicht stören können.
Bei größeren Bahnhöfen mit mehreren Bahnsteigen war meistens der Hausbahnsteig am EG für den Ladeverkehr von Postwagen vorbehalten, da sich meistens das Bahnpostamt im EG befand.
Bei Kopfbahnhöfen mit Seitenflügeln und separaten Inselbahnsteigen befand sicj meistens in einem der Seitenflügel, zu Meist an der Ankunftseite auch das Bahnpostamt, so daß der direkt daneben gelegene Seitenbahnsteig dem Ladeverkehr für Post- und Packwagen diente.
Auch der Gepäckdienst wurde in größeren Bahnhöfen in die zwri Bereiche für ankommendes und abgehendes Gepäck aufgeteilt so gab es dann auf der Abfahrt- und Ankunftseite jewrils einen Gepäckschalter.
Da der Bahnpostdienst überwiegend Nachts arbeitete, wurden die Postwagen zur Be- und Entladung in den Abend- und Nachtstunden oder während der ,,Betriebsruhe" des Reiseverkehrs abgefertigt also in eher verkehrsruhigeren Zeiten mit weniger Reiseverkehr.
Heutzutage kaum vorstellbar aber früher schaffte man es, das Reisegepäck im selben Zug zu befördern, wie auch der zahlende Passagier, bei der DB lief das dann aber ab den 1970er Jahren aus dem ,,Ruder" und in den 1980ern führte das zum kompletten Chaos, weswegen gegen Ende der 1980er Jahre der Gepäckdienst auf den LKW verlagert wurde bis er letztendlich abgeschafft wurde.
Der Gepäckdienst der DR wurde erst mit der Schaffung der DB AG im Februar 1993 komplett eingestellt und abgeschafft obwohl er im Vergleich zum ,,Westen" bei der damaligen Deutschen Bundesbahn, voll funktionstüchtig war.
Man gab sein Reisegepäck am Gepäckschalter auf und konnte sicher sein, am Zielbahnhof nach der Ankunft, etwa eine ½ Stunde später, sein Gepäck am Ausgabeschalter zu empfangen und brauchte nicht tagelang auf sein Gepäck zu warten.
Die Post schaffte es früher auch zweimal am Tag und sechs Tage in der Woche eine Briefzustellung hinzubekommen und bei Eil- und Expreßlieferungen, sowie eingeschriebenen Sendungen wurde auch an Sonn- und Feiertagen eine Sendungszustellung veranlaßt, ganz egal wo der Empfänger wohnte, naja mit der Einschränkung der Empfänger auf irgendwelchen Inseln oder Halligen in der Nordsee.
Es gibt mehrere unterschiedliche Fachbücher zu diesem Thema, welche schon vor über 120 Jahren verfaßt und publiziert wurden.