Guten Morgen zusammen,
wenn ich schon so nett gebeten werde, dann schreibe ich natürlich ein paar Zeilen zu dem fahrbaren Absetzgleis.
Zunächst zur Historie des Vorbildes:
Herr Culemeyer hat in den 1930er Jahren sein bekanntes System zur Verladung von Eisenbahnwagen entwickelt, um die Waggons so zu Fabriken etc. zu befördern, die keinen Bahnanschluss hatten. Dies ist sehr schön in seinem Buch beschrieben, das vor einigen Jahren als Reprint wieder erschienen ist. Nun konnten die Eisenbahnwagen nicht immer sofort ent- oder beladen werden und der eigentliche Culemeyer Straßenroller war zum längeren Abstellen auf dem Firmengelände zu teuer. Also entwickelte Culemeyer eine billigere Alternative: das fahrbare Absatzgleis. Absetzgleis, weil der Waggon vom Straßenroller auf dieses Gleisstück abgesetzt werden konnte und fahrbar da unter dem Absetzgleis Räder waren, sodass dieses an den Ort des Gebrauchs gezogen werden konnte. Die Räder waren bei Bedarf einziehbar, sodass das Absetzgleis fest auf dem Boden stand.
Das Absetzgleis gab es in zwei Längen: 6,5m und auch 10,0m Länge, sodass auch Rungenwagen oder Gl-Wagen abgesetzt werden konnten.
Und nun zum Modell:
Vor einiger Zeit war ich bei meinem Haus- und Hof-Händler und der hatte ein solches Modell aus Messing selbstgebaut in seiner Vitrine stehen. Ich erkenne hier den rein handwerklichen Teil des Modells durchaus an, allerdings war mir die Detailierung nicht gut genug. So war die Idee geboren.
Ich habe seit einiger Zeit Kontakt zu einem bekannten Lasercut-Hersteller hier in der Region und der erlaubte mir seine Laser für private Prototypen zu nutzen. Also flugs das oben erwähnte Buch von Culemeyer aus dem Regal gekramt. Dort ist eine, wenn auch kleine Maßskizze drin. Diese habe ich mir zum Vorbild genommen und das kleine Gefährt gezeichnet. Dabei ist zu sagen, dass ich hierbei eine Menge Lehrgeld habe zahlen müssen. So einfach wie es klingt, ist es nämlich beim ersten Mal nicht. Manches Detail, was ich gerne dargestellt hätte, lässt sich nicht so ohne weiteres herausarbeiten. Aber wenn man einmal das Grundkonzept verstanden hat und das Ausgangsmodell gezeichnet ist, dann lässt es sich relativ einfach anpassen. Also habe ich nicht nur die hier dargestellte 6,5m Version erstellt, sondern auch die Länge von 10m. Ursprünglich hatte ich das Absetzgleis so konstruiert, dass die kurzen Gleisstücke 2,5mm hoch sein sollten. Das war aber letztlich nicht so ganz befriedigend. Jetzt bin ich auf 1,9mm zurückgegangen.
Ganz generell habe ich inzwischen etliche Modelle gezeichnet und gelasert. Zu sehen waren einige davon letzte Woche auf der Intermodellbau in Dortmund: Angefangen von so Kleinigkeiten wie Gitteraufbauten für Rlmms-Wagen, über Haus-Zu-Haus-Container und Muldenaufbauten für Stahlcoils bis hin zu Güterwagenaufbauten und Brücken von Tiefladewagen. Letztlich ist Architekturkarton genau so stabil wie Kunststoff und ist somit auch für den Anlageneinsatz geeignet.
Gruß
Martin